Das Verfahren wurde ursprünglich entwickelt, um Traumafolgestörungen wie die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zu behandeln. Die EMDR-Therapie kann jedoch auch bei anderen psychischen Störungen angewendet werden, darunter:
EMDR bei psychotischen Störungen
Die Anwendung von EMDR bei Patienten mit Psychosen ist umstritten. Traumatische Erlebnisse in der Kindheit stellen eine erhebliche Belastung dar und erhöhen das Risiko, im Laufe des Lebens an einer Psychose zu erkranken (Varese et al., 2012). Eine traumabezogene Therapie könnte daher für Patienten mit Psychosen von Vorteil sein. Kritiker warnen jedoch, dass der Einsatz von EMDR bei diesen Patienten zu einer Verschlechterung der Symptomatik (Dekompensation) führen könnte.
In einer Studie (Van den Berg et al., 2012) wurde die Wirkung der EMDR-Therapie bei psychotischen Patienten untersucht. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung der PTBS-Symptome sowie eine Reduktion von Halluzinationen und Angstzuständen. Einige Symptome der Psychose, beispielsweise Wahnvorstellungen, blieben unter der EMDR-Therapie unverändert. Insgesamt konnte jedoch keine Verschlechterung der Symptomatik durch EMDR-Therapie beobachtet werden.
EMDR bei Alkoholabhängigkeit
Die Wirkung von EMDR wurde auch bei alkoholbedingten Suchterkrankungen untersucht. In einer Studie (Hase et al., 2008) wurden dazu 34 Betroffene in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt die Standardtherapie, die unter anderem aus Entgiftung und Gruppentherapie bestand, während die andere Gruppe zusätzlich zur Standardtherapie zwei EMDR-Sitzungen erhielt.
Ziel der Therapie war es, den Suchtdruck zu verringern und Rückfälle zu vermeiden. Es zeigte sich, dass der Suchtdruck in der EMDR-Gruppe deutlich stärker abgenommen hatte als in der Gruppe mit der Standardtherapie. Zudem kam es in der EMDR-Gruppe zu deutlich weniger Rückfällen.
EMDR bei Depressionen
Auch die Wirkung von EMDR-Therapie bei der Behandlung von Depressionen wird intensiv erforscht. Es gibt Hinweise darauf, dass EMDR ähnliche Ergebnisse wie andere Psychotherapieverfahren erzielen könnte.
In einer Studie (Ostacoli et al., 2018) wurde die Wirksamkeit von EMDR mit der kognitiven Verhaltenstherapie bei depressiven Patienten verglichen. Die Patienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils eine der beiden Therapieformen erhielten. Sowohl direkt nach der Behandlung als auch sechs Monate später konnte in beiden Gruppen eine vergleichbare Reduktion der depressiven Symptomatik beobachtet werden. Die Behandlung mit EMDR war somit etwa genauso wirksam wie die Verhaltenstherapie.
In einer weiteren Studie (Hase et al., 2018) wurde der Erfolg einer EMDR-Therapie zusätzlich zur Standardtherapie (Kombination aus Antidepressiva und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie oder Verhaltenstherapie) bei Depressionen untersucht. Die Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe erhielt die Standardtherapie, während in der anderen Gruppe zusätzlich EMDR angewendet wurde.
Die EMDR-Gruppe zeigte nach der Behandlung eine deutliche Verbesserung der depressiven Symptomatik. Zudem erreichte die Hälfte der Patienten in der EMDR-Gruppe eine vollständige Remission, während dies in der Gruppe mit Standardtherapie nur bei einem Viertel der Teilnehmer der Fall war. Es ist jedoch zu beachten, dass die Studie mit 30 Teilnehmern sehr klein war. Um verlässlichere Ergebnisse zu erhalten, sind in Zukunft größere Studien notwendig.